Dynamische Stromtarife: Verbrauch planen und Geld sparen

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Die meisten Stromtarife für Haushaltsstrom haben einen fixen Preis: Ob Du Strom am Samstag, Feiertag oder am Montag nutzt, ob morgens oder nachts – Du zahlst pro Kilowattstunde immer dasselbe. Es gibt aber auch Tarife, deren Preis sich innerhalb eines Tages verändert. Sie heißen variable oder dynamische Stromtarife und sind in Deutschland bislang noch nicht weit verbreitet.

Ein dynamischer Stromtarif gibt zeitliche Strompreisschwankungen, die am Vortag (Day ahead) um 13:00h an der Strom-Börse fixiert werden, meist an den Stromkunden weiter.
Dies ermöglicht dem Kunden Großverbraucher (Spül- und Waschmaschine, Trockner oder das Laden des eAutos) entsprechend einzuplanen. Dadurch kann der Preisunterschied schon mal 50% betragen, wenn man die Spülmaschine am frühen Nachmittag anstatt abends laufen lässt.
Insgesamt tragen dynamische Stromtarife dazu bei, die Effizienz des Stromverbrauchs zu steigern, erneuerbare Energien zu fördern, das Stromnetz stabiler zu machen und Verbraucher zu einem bewussteren Umgang mit Energie anzuregen. Allerdings erfordern sie auch eine gewisse Anpassung und Bewusstsein seitens der Verbraucher, um die Vorteile optimal nutzen zu können. Zudem basieren alle aktuellen Angebote auf Ökostrom.

Hinweis: der Endkundenpreis für Strom besteht aus dem Börsenpreis und div. zusätzlichen Bestandteilen, die bei dyn. Stromtarifen seit 2024 ca. 20ct/kWh betragen.

Weitere Informationen

Einen aktuellen Vergleich (Aug. 2024) mit fixen Stromtarifen und Einordnung der potentiellen Einsparungen findet ihr in diesem Video des Akku Doktors (Dr. Andreas Schmitz).
Ein Beitrag der Verbrauchzentrale NRW zu dynamischen Stromtarifen erklärt weitere Details und listet Vor- und Nachteile auf.

Eigenschaften

  • Preisfluktuationen: Die Kosten für Strom ändern sich basierend auf den aktuellen Marktbedingungen bzw. Preisen an der Strombörse. Dies führt zu regelmäßigen Preisschwankungen.
  • Marktnähe: Verbraucher profitieren von den tatsächlichen Preisänderungen auf dem Strommarkt. Die Tarife sind meist an die Schwankungen der Großhandelspreise gekoppelt.
  • Flexibilität: Verbraucher haben die Möglichkeit, ihren Stromverbrauch an Zeiten mit niedrigeren Preisen anzupassen.

Erfahrungsbericht

Unser Mitglied Marc hat seit dem Anbieterwechsel im Januar 2023 einen monatlichen Durchschnittpreis pro Kilowattstunde (kWh) Ökostrom von maximal 26ct gezahlt. Damit konnte er seine Stromrechnung im Vergleich zur Strompreisbremse von 40ct/kWh um über 33% reduzieren ohne dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen.
Auf Youtube empfehlen wir dieses Video vom AkkuDoktor zum Thema.
Weitere Infos zu tibber, einem Anbieter dynamischer Stromtarife, findet ihr unter diesem Link.

tibber: Öko-Stromanbieter mit dynamischen Preisen

Vorteile

  • Kostenersparnis: Dynamische Tarife ermöglichen es Verbrauchern, von niedrigeren Strompreisen während Zeiten geringer Nachfrage zu profitieren. Diese Tarife ermutigen dazu, Strom während Spitzenzeiten zu vermeiden und stattdessen auf günstigere Zeiten zu verschieben, was zu erheblichen Einsparungen in den Stromrechnungen führen kann.
  • Anreiz zur Lastverschiebung: Durch die Möglichkeit, den Stromverbrauch zu Zeiten mit niedrigeren Preisen zu verlagern, werden Verbraucher dazu ermutigt, ihre Energieintensiven Aktivitäten wie Waschen, Kochen und Laden von Elektrofahrzeugen auf Zeiten mit geringerer Nachfrage zu verlegen. Dies hilft, die Belastung des Stromnetzes während Spitzenzeiten zu reduzieren und die Gesamteffizienz des Netzes zu verbessern.
  • Förderung erneuerbarer Energien: Dynamische Tarife können so gestaltet werden, dass sie die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen wie Solar- und Windenergie während Zeiten hoher Verfügbarkeit fördern. Wenn die Strompreise während solcher Zeiten niedrig sind, werden Verbraucher dazu ermutigt, mehr Strom aus sauberen Quellen zu beziehen, was die Umstellung auf nachhaltige Energiequellen beschleunigen kann.
  • Netzstabilität: Durch die Verlagerung des Stromverbrauchs auf Zeiten mit geringerer Nachfrage wird die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen und Überlastungen im Netz reduziert. Dies trägt zur allgemeinen Stabilität des Stromnetzes bei und verringert die Notwendigkeit teurer Netzwerkausbaumaßnahmen.
  • Bewusstseinsbildung: Dynamische Tarife sensibilisieren Verbraucher für die Schwankungen der Strompreise und die Auswirkungen ihres Verbrauchsverhaltens auf die Umwelt und die Energieinfrastruktur. Dies kann zu einem erhöhten Bewusstsein für den Energieverbrauch führen und zu einer effizienteren Nutzung von Strom anregen.
  • Flexibilität: Dynamische Tarife bieten den Verbrauchern Flexibilität und Kontrolle über ihre Stromrechnungen. Verbraucher können sich aktiv für Zeiten mit niedrigeren Preisen entscheiden, um Kosten zu senken, oder für Zeiten mit höherer Nachfrage, wenn ihnen Bequemlichkeit wichtiger ist.

Nachteile

  • Preisschwankungen: Die Unvorhersehbarkeit der Strompreise kann zu Unsicherheit und unerwarteten Kosten für Verbraucher führen.
  • Finanzielle Unsicherheit: Variable Tarife können für Haushalte mit begrenztem Budget finanziell unsicher sein, da die monatlichen Rechnungen variieren.
  • Komplexität: Ein Verständnis der Strommärkte und Preisentwicklungen ist notwendig, um die Vorteile dieser Tarife zu nutzen.
  • Höhere Kosten in Spitzenzeiten: In Zeiten hoher Nachfrage und Preisspitzen könnten variable Tarife teurer sein als feste Tarife.

Voraussetzungen

Für die genaue Abrechnung ist eine moderne Messeinrichtung (mME, digitaler Zähler) mit Erweiterung (z.B. Tibber Pulse) oder ein SmartMeter (iMsys) nötig. 
Wer noch einen alten (Feraris-) Zähler hat kann einen Zählerwechsel kostenlos beim Netzbetreiber beantragen.

Seit August 2021 sollen alle Stromlieferanten nach Möglichkeit variable Tarife anbieten; diese werden bisher meist vor den Kunden versteckt. Ab Januar 2025 sind alle Stromversorger verpflichtet, variable und dynamische Stromtarife anzubieten. 

Aktuell bieten die folgenden Anbieter echte dynamische Stromtarife:
AwattarE.onGasagOstromPolarstern, Rabot ChargeTibberVattenfall und Voltego. Außer Tibber setzen alle ein intelligentes Messsystem (SmartMeter) voraus. Umfassende Infos und eine Übersicht zu Anbietern bietet diese Berichte von Finanztip und der Wirtschaftswoche.