Der wirtschaftliche Betrieb einer Mieterstromanlage hängt vor allem von zwei Fragen ab:
a) Gibt es einen geeigneten Sonnenplatz?
Für eine PV-Anlage braucht es eine Fläche, die groß genug ist und viel Sonne hat. Am geeignetsten sind Flachdächer oder günstig geneigte Dächer mit Süd- oder Ostwest-Ausrichtung.
Denkbar sind aber auch ganz andere Lösungen: Warum nicht den Parkplatz mit Solarpanelen überdachen oder eine andere, direkt angrenzende Fläche nutzen?
Nicht so gut sind bei all diesen Fällen: viele Dachgauben oder Verwinkelungen. Aber auch großflächige Verschattungen wirken sich negativ auf den Ertrag aus.
Bei Neubauten sollte eine geeignete Dachfläche für eine PV-Anlage vom Erbauer, Architekt / Bauträger bereits bei der Planung berücksichtigt werden.
Für eine erste Einschätzung:
- Das Baureferat bietet eine sogenannte Solarpotenzialkarte. Dort kannst du dich über dein Dach informieren.
- Auch dieses kostenlose Tool der Initiative https://everyone-energy.de ist nützlich. Hier gibst du einfach eine Adresse ein und die in Frage kommenden Flächen werden automatisch gefunden und mit dem möglichen Ertrag angezeigt.
b) Ist der Solar-Eigenverbrauch hoch genug?
Eine Mieterstrom-Anlage rechnet sich für den Betreiber durch die hohe Differenz zwischen dem teuren Netzstrom und dem billigen, selbst erzeugten Solarstrom und dem zusätzlichen staatlichen Mieterstromzuschlag auf diesen direkt verbrauchten Solarstrom. Die Einspeisevergütung für überschüssigen Solarstrom ist leider so gering geworden und sinkt weiter, dass hier kein nennenswerter Beitrag entsteht. Der Gewinn hängt also stark davon ab, dass der billige Solarstrom auch direkt im Haus verbraucht wird, statt des teuren Netzstroms.
Dies bedeutet, dass tagsüber, wenn die Sonne scheint, der Solarstrom auch zeitgleich verbraucht werden muss. Dies hängt maßgeblich von den Bewohnern und ihrem Stromverbrauchsverhalten ab:
Vorteilhaft dafür sind:
- Familien, die tagsüber kochen, waschen, den PC nutzen;
- Rentner, Freiberufler im Homeoffice;
- Gewerbe, das mittags viel Strom braucht, z.B. Gaststätten;
- Alle, die tagsüber Elektroauto laden, für den Abend oder das Wochenende (eine 70kWh Batterie zieht viel Solarstrom beim Laden);
- Alle, die Spülmaschine, Waschmaschine mittags laufen lassen, ggf. mit Zeitschaltuhr.
c) Wirtschaftlichkeit – wann rechnet sich Mieterstrom?
Faktoren für die Wirtschaftlichkeitsberechnung:
- Die Solarstrom-Erzeugungskosten sind durch die Investition festgelegt. Sie bleiben durch die Jahre konstant, während der Netzstrom mit großer Wahrscheinlichkeit steigen wird.
- Die Einspeisevergütung (ca. 4 Cent/kWh) liegt unter dem Solarstrom-Erzeugungskosten (ca. 5 -10 Cent). Deshalb kann die Anlage nur durch Bezug der Einspeisevergütung für überschüssigen Solarstrom nicht rentabel betrieben werden.
- Der Gewinn entsteht durch den Direktverbrauch des Solarstroms durch die Mieter.
- Dafür ist eine hoher Eigenverbrauch (Direktverbrauchsquote DVQ) notwendig.
- Und die Leistung der PV-Anlage muss mindestens den veranschlagten Eigenverbrauch decken können.
Mehr dazu im Kapitel „IX. Kalkulation – Wie rechnet sich Mieterstrom?“
d) Nutzen – Wer profitiert vom Mieterstrom?
Wirtschaftlicher Nutzen:
- Der finanzielle Vorteil wird zwischen Eigentümer /Betreiber und den Nutzern (Mietern) geteilt: die Mieter profitieren vom billigeren Mieterstrom, der Betreiber von zusätzlichen Einnahmen aus der Differenz zwischen Solarstrom und Mieterstrom.
- Doppelter Nutzen entsteht, wenn Verbraucher*innen zugleich auch Eigentümer sind (WEG).
- Besonderer Vorteil: eigener, billiger Solarstrom als Ladestrom für Elektroautos.
Der primäre Nutzen ist jedoch der Klimaschutzaspekt und die Entlastung zentraler Stromversorgung durch lokale Energieerzeugung.